Leinegans - Info Nr. 6

Die Behandlung von Gänse-Bruteiern

Die beiden ersten Eier eines Geleges verbleiben als sogn. „Nesteier“ im Nest der Gans. Sie werden jedoch hart gekocht (ca. 20 Minuten), um ein Zerbrechen und damit Beschmutzen des Netzes zu vermeiden. Mit Tinte oder Bleistift werden sie deutlich durch eine „Bauchbinde“ markiert. Die später gelegten Eier können jetzt unverwechselbar abgesammelt werden. Mit weichem Bleistift (z.B. HB, B1, B2) werden sie mit dem Legedatum und dem mit der Briefwaage ermittelten Gewicht (in g) beschriftet. Weiterhin werden die Eier mit drei Längs(!)-Strichen versehen, so dass auf der Eischale drei möglichst gleichbreite „Zonen“ entstehen. Jeder Längsstrich erhält in Folge die Zahl 1, 2 oder 3 (groß und deutlich lesbar), wie auf der Zeichnung angedeutet.

 

Beschriftung und Markierung eines Bruteies. Der 3. Längsstrich liegt hinter dem Ei.

 

 

 

Eine große Schüssel wird halb mit Weizenkörnern gefüllt (kein Mischgetreide, vor allem kein Bruchmais!). Oben auf den Weizen werden waagerecht (!) ohne Einmulden die Bruteier gelegt, mit der gleichen Beschriftungszahl nach oben (1, 2 oder 3). Die Schüssel mit den Bruteiern wird in einem kühlen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit erschütterungsfrei aufbewahrt. Der Weizen hat die Eigenschaft, in der Nähe der Bruteier ein günstiges „Mikroklima“ zu erzeugen, da das Getreide durch Aufnahme bzw. Abgabe von Feuchtigkeit diesbezüglich regulierend wirkt. Optimale Lagerbedingungen sind bei einer Raumtemperatur von 8 – 10°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 – 80% bei reichlich Frischluftzufuhr möglich (nach Pingel 2000).

Morgens, mittags und abends werden die Eier jeweils um ein Drittel um die Längsachse gedreht, damit das Eidotter nicht an der Eiwand „anklebt“. Die Bleistift-Zonierung gibt das Maß vor: Also Drehung von 1 nach 2, von 2 nach 3, von 3 nach 1. Die Zahlen sind eine Gedächtnisstütze für die Gleichbehandlung aller Eier.

Wenn die Gans mit dem Legen aufhört, ihr Nest mit Dunenfedern ausgepolstert hat und fest brütet, werden die Nesteier weggenommen und ca. 9 Bruteier untergelegt. Von den zuletzt gelegten Eiern werden „die Besten“ genommen, meist im Gewicht zwischen 140 – 180g (rasseabhängig). Die Eier sollten nicht älter als 14 Tage sein; übergroße Eier kommen als Bruteier nicht in Frage. Nach etwa 9 Tagen Bebrütung werden die Eier geschiert; „durchsichtige“, ohne erkennbare Keimentwicklung, müssen entfernt werden. Während der Brutzeit werden die Eier einmal pro Woche „geschwemmt“, d.h. für ca. 5 Minuten vorsichtig in einen Eimer mit handwarmen Wasser gelegt und nicht abgetrocknet wieder zurück ins Nest.

Nach PINGEL (2000) kann die Schlupffähigkeit der Eier um 4 – 6% erhöht werden, wenn sie einen Tag nach dem Legen 5 Stunden bei Bruttemperatur (37,5°C) erwärmt werden.

Ebenfalls nach PINGEL (2000) ist eine Verlängerung der Lagerzeit der Bruteier erreichbar, wenn diese 2 – 3 Tage bei 37-38°C jeweils 2 Stunden lang erwärmt werden. Durch diese Behandlung soll bei Lagerzeiten der Eier von 2, 3 und 4 Wochen noch eine Schlupffähigkeit von ca. 89%, 87% und 86% möglich sein.

Literatur:

Pingel, H. (2000): Enten und Gänse. Ulmer – Verlag, Stuttgart

Prof. Dr. Gerhard Boenigk (Herdbuch Leinegans)